Skandal Hochmoselübergang Unwahrheiten – Mauscheleien – Tricks

7.11.2012

Überhöhte Verkehrsprognose – Bund musste deutlich nach unten korrigieren

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:44

Um die vermeintliche Notwendigkeit des überdimensionierten Straßen­bau­pro­jektes zu be­kräfti­gen, wur­den die Ver­kehrs­prog­nosen für diese Strecke immer weiter nach oben getrie­ben, zum Schluss auf 25.000 pro Tag.

Eine vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene Studie führte zu einer Korrek­tur auf die Hälfte: 13.000 pro Tag seien zu er­war­ten. Dies führte auch zu einer Herab­stu­fung des Nutzen-Kosten-Faktors von 3,4 auf nunmehr 1,8.

Um die Blamage in Grenzen zu halten, ließ man die bis­heri­gen Prog­nosen als weiter­hin mög­liche ‚Szenarien‘ stehen. Davon werden nun 3 genannt: die (in­zwi­schen korri­gierte) Prog­nose von 25.000 Fahr­zeugen pro Tag, dann eine mittlere und schließ­lich die 13.000 Fahr­zeuge pro Tag.

Entscheidend sei die Entwicklung auf dem Regionalflughafen Hahn (auch  ‚Frankfurt-Hahn‘ genannt, obwohl 150 km von Frankfurt entfernt). Dort aber haben wir es mit sin­ken­den Flug­gast­zahlen zu tun, so dass auch die ‚pessi­misti­sche‘ Prog­nose noch viel zu opti­mis­tisch ist. Ver­kehrs­experte Prof. Monheim schätzt, dass nur etwa 6.500 Fahr­zeuge auf der Brücke fahren würden.

Der zuletzt genannte Nutzen-Kosten-Faktor ist indes schon wieder überholt. Die zugrundelegegten 330 Millionen sind eine Zahl aus dem Jahre 2008. Neuerdings wird von 360 Millionen gesprochen. So nähert man sich schrittweise der wahren Summe …

5.11.2012

Riesen-Umweg als ‚leistungsfähige Fernstraße‘ verkauft

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:48

Ein Bau Projekt derart gigantischen Aus­maßes, wie es an der Mosel geplant ist, braucht eine ent­sprechend groß­spurige Begrün­dung. In diesem Fall war es die Behaup­tung, man werde eine leistungs­fähige Fern­straße bauen, die die Nord­see­häfen und die bel­gischen Bal­lungs­räume mit dem Rhein-Main-Gebiet verbin­den werde.

Sieht man sich die geplante Strecke auf der Karte an, wird man stutzig, denn die Linien­führung macht keinen durch­dachten Eindruck.

Ein Strecken- und Fahrt­zeit­vergleich  mit bestehenden Auto­bahn­verbin­dungen entlarvt die Fern­straßen-Begrün­dung als plumpe Lüge: Keine einzige der oben genannten Ver­bin­dungen würde von der ge­planten B50 neu profi­tieren. Im Gegen­teil: Es handelt sich durc­hweg um eine zeit­rauben­de Um­weg­strecke.

Gängige Routenplaner im Internet ermöglichen einen einfachen Ver­gleich, wobei die fehlende (geplante) Strecke rechnerisch ergänzt werden musss. Die Strecke Antwerpen-Mainz wäre über den Hoch­mosel­über­gang 9 Kilometer weiter und 23 Minuten lang­samer. Brüssel-Mainz wäre zwar 11 Kilo­meter näher (von 369 km) aber den­noch 4 Minuten lang­samer. Rotterdam-Mainz wäre 36 Kilometer weiter und ganze 47 Minuten lang­samer.

4.11.2012

Tourismus-‚Gutachten‘ – Schildbürgerstreich für 70.000 €

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:48

Zunächst spielte der Tourismus – eines der Standbeine der Wirtschaft in der Moselregion – keine Rolle bei der Planung der Riesenbrücke. Die Belange der Bürger waren offenbar nicht von Interesse. Erst auf massiven Druck hin hat man unter der Leitung eines vehementen Brückenbefürworters ein Tourismusgutachten gezimmert, das Seinesgleichen sucht. Beauftragt worden war ein Institut (ETI Trier), an dem das Land Rheinland-Pfalz zum damaligen Zeitpunkt zu einem Drittel selber beteiligt war. Man hat sich quasi sein eigenes Gutachten erstellt.

Die Einseitigkeit dieses 70.000 € teuren Machwerks spürt man vom ersten bis zum letzten Satz, doch damit nicht genug. Es wurdenVergleiche mit anderen Brückenbauwerken angestellt, welche, nachdem die Ergebnisse nicht ins Konzept passten, wieder verworfen wurden („wegen Kurbetriebs nicht vergleichbar“). Bei Befragungen wurden verharmlosende Abbildungen der Riesenbrücke vorgelegt. Beeinträchtigungen in der übrigen Kulturlandschaft, vor allem auf dem ‚Moselsporn‘ wurden gar nicht erst berücksichtigt.

Doch auch der Umgang mit dem Zahlenmaterial selber kann nur als haarsträubend bezeichnet werden. Mit an Taschenspielertricks erinnernden Methoden wurden die Be­fra­gungs­er­geb­nis­se zu­recht­ge­bo­gen.“Korrketurformeln“, wie es sie die Statistik bis dato noch nicht gesehen hat, dienten dazu, unliebsame Ergebnisse aufzuhübschen. Flankiert wurde all dies von abenteuerlichen Verkehrsprognosen, mit denen man die zu erwartenden Verluste beim Tourismus glaubte ins Gegenteil verkehren zu können: Ein Plus von 100.000 Touristen pro Jahr wurde sogar versprochen.

Das ‚ETI-Gutachten‘ von 2000

Unsere Hauptkritikpunkte

3.11.2012

Weltbekannte Weinlagen – Existenz eines nicht vorhandenen Gutachtens vorgetäuscht

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:47

Man habe alles abgeklärt, für die Weinlagen sei jede Gefährdung ausgeschlossen, hörte man immer wieder vom (damaligen) zuständigen Minister Hering und dem Leiter der Verkehrsabteilung, Herrn Dr. Kaufmann. Es gebe über 60 Gutachten.

In Anbetracht der massiven, man muss schon sagen dramatischen Eingriffe in den Berg durch über 10 Meter tiefe Gräben und hohe Aufschüttungen, in unmittelbarer Nähe zu den Riesling-Spitzenlage, kommen einem erhebliche Zweifel.

Tatsächlich gibt es für die stoisch wiederholten Beruhigungsformeln der landeseigenen Geologen keine Grundlage. Ein Gutachten zum Thema der möglichen Beeinflussung der Wasserversorgung in den weltberühmten Weinlagen gibt es bis heute nicht.

Im Schnellverfahren wurde schließlich (2 Jahre nach Beginn der ersten Bauarbeiten) eine Ortsbegehung mit einem Ergebnis, das niemanden überrascht: Erneut haben die Landesbediensteten ihrem Chef einen Persilschein ausgestellt.

„Alles in Ordnung, keine Probleme, und wer doch welche bekommt, kann ja klagen …“

Doch wer entschädigt die Kulturnation Deutschland für den Verlust einer solchen international beachteten kulturellen Perle? Der Forderung nach einem unabhängigen Gutachten wurde bis heute nicht nachgekommen.

22.6.2011

Persilschein zur Umgehung des Naturschutzes

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 10:09

Im Planfeststellungsverfahren zum Hochmosel­übergang erwirkte die Bundes­republik Deutschland eine Befreiung von den Verbots­tatbe­ständen des § 42 Abs. 1 BNatSchG für folgende geschützte Arten (Plan­fest­stellungs­beschluss, S. 19f.):

Wildkatze, Haselmaus, Großer Abend­segler, Bech­stein­fleder­maus, Braunes Langohr, Fransen­fleder­maus, Graues Langohr, Große Bart­fleder­maus, Großes Mausohr, Klein­abend­segler, Kleine Bart­fleder­maus, Zwerg­fleder­maus, Mauer­eidechse, Schling­natter, Geburts­helfer­kröte, Gelb­bauch­unke, Apollo­falter, Dicke Trespe, Amsel, Bach­stelze, Baum­falke, Baum­pieper, Bekassine, Blässralle, Blau­meise, Braun­kehl­chen, Bruch­wasser­läufer, Buchfink, Bunt­specht, Dohle, Dorn­gras­mücke, Eichel­häher, Eis­vogel, Elster, Erlen­zeisig, Fasan, Feld­lerche, Feld­schwirl, Feld­sperling, Fisch­adler, Fitis, Fluss­regen­pfeifer, Fluss­ufer­läufer, Garten­baum­läufer, Garten­gras­mücke, Garten­rot­schwanz, Gebirgs­stelze, Gelb­spötter, Gimpel, Girlitz, Gold­ammer, Grau­ammer, Grau­reiher, Grau­schnäpper, Grau­specht, Grünfink, Grün­schenkel, Grün­specht, Habicht, Hänfling, Hasel­huhn, Hauben­meise, Hauben­taucher, Haus­rot­schwanz, Haus­sper­ling, Hecken­braunelle, Hohl­taube, Kampf­läufer, Kern­beißer, Kiebitz, Klapper­gras­mücke, Kleiber, Klein­specht, Knäkente, Kohl­meise, Korn­weihe, Kranich, Krick­ente, Kuckuck, Lach­möwe, Löffel­ente, Mauer­segler, Mäuse­bussard, Mehl­schwalbe, Mistel­drossel, Mittel­specht, Mönchs­gras­mücke, Nach­tigall, Neun­töter, Pfeif­ente, Pirol, Raben­krähe, Raub­würger, Rauch­schwalbe, Reb­huhn, Reiher­ente, Ringel­taube, Rohr­ammer, Rohr­weihe, Rot­drossel, Rot­kehlchen, Rot­milan, Rot­schenkel, Saat­krähe, Sandregen­pfeifer, Schaf­stelze, Schleier­eule, Schnatter­ente, Schwanz­meise, Schwarz­milan, Schwarz­specht, Sing­drossel, Sommer­gold­hähn­chen, Sperber, Star, Stein­schmätzer, Stieglitz, Stock­ente, Sumpf­meise, Sumpf­rohr­sänger, Tafel­ente, Tannen­meise, Trauer­schnäpper, Trauer­see­schwalbe, Türken­taube, Turm­falke, Turtel­taube, Ufer­schnepfe, Ufer­schwalbe, Uhu, Wacholder­drossel, Wachtel, Wachtel­könig, Wald­baum­läufer, Wald­kauz, Wald­ohr­eule, Wald­laub­sänger, Wald­schnepfe, Wald­wasser­läufer, Wander­falke, Wasser­amsel, Wasser­pieper, Weiden­meise, Wespen­bussard, Wiesen­pieper, Winter­gold­hähn­chen, Zaun­könig, Zilp­zalp, Zwerg­schnepfe sowie Zwerg­taucher

Der Planfeststellungsbeschluss

21.6.2011

Kulturdenkmal in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eingerissen

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:56

Am 16. Dezember 2008 wurde die Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Land bekanntgegeben und am 27. April 2009 sollte der erste Spatenstich sein (wurde durch Demontranten verhindert).

Am 14. Juli 2009, einem Samstagvormittag, wurde ohne jede Ankündigung das Kulturdenkmal ‚Graacher Schanzen‘ auf einer Länge von 100 Metern eingerissen. Dies war der Startschuss für die Bautätigkeit auf dem ‚Moselsporn‘ (auch Herz der Mosel genannt), dem einzigartigen und historisch bedeutsamen Bergplateau zwischen Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues, einem begehrten Nah­erho­lungs­gebiet für Ein­heimi­sche und Gäste gleicher­maßen.

Der eingerissene Abschnitt des Kulturdenkmals soll als Aufschüttung (aus welchem Material auch immer) auf einer Brücke über der autobahnähnlichen Trasse nachgebildet werden – das ist Kultur pur. Schilda lässt grüßen …

Sollten die Bauarbeiten wie vorgesehen weitergetrieben werden, wird dieses Gebiet nicht mehr wiederzuerkennen sein, dann erlebt die Region eine Verwüstung nie dagewesenen Ausmaßes. Einen Vorgeschmack geben folgende Bilder: VorherNachher

Brückenauftrag eilig vor der Wahl vergeben – verantwortungsloser Umgang mit Steuermitteln

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:54

Während die Petition mit über 20.000 Mit­zeich­nern in Berlin lag, die komplette deutsche Presse die ‚Kultur­schande‘ an­prangerte und die inter­nationale Weinwelt protes­tierte, vergab die SPD-Landes­regierung unter Kurt Beck hinter ver­schlos­senen Türen den Auftrag für die Hoch­mosel­brücke.

Klar war, dass die SPD nach der Wahl einen Koalitions­part­ner brauchen würde und sehr wahr­schein­lich war, dass dies die Grünen sein würden. Nichts­desto­weniger wurde zu Lasten des bundes­deutschen Steuer­zahlers ein Auftrag mit einem Volumen von 128 Millionen Euro abge­schlossen. Zudem war allen Betei­ligten klar, dass diese Summe deutlich zu niedrig angesetzt war, denn das Haupt­problem, die Stabili­sierung der 160 Meter hohen Pfeiler in der geolo­gischen Bruchzone, wartet noch auf seine Lösung.

Überprüfung des Projektes umgangen – das Land täuschte den Bund

Filed under: nachgewiesen — Georg @ 14:47

Im Jahr 2000 wollte die Bundes­regierung diejenigen Fern­straßen­projekte über­prüfen, die noch nicht baureif waren.

Die rot-gelbe Landes­regie­rung belog die Bundes­regie­rung, indem sie den ersten Ab­schnitt der B50 neu als plan­fest­gestellt nach Berlin meldete, obwohl dies wegen noch an­hängen­der Klagen nicht der Fall war.

Auf diese Weise verblieb das Projekt im Verkehrs­wegeplan und wurde nicht weiter überprüft, obwohl dies dringend erfor­derlich gewesen wäre (wie wir heute wissen).

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